Schaut man sich heute unter den ehemaligen Bodybuilding-Profis um, merkt man schnell, dass dieses Niveau nur sehr schwer zu halten ist. Während manche Athleten innerhalb weniger Jahre wieder aussehen wie Normalsterbliche, schaffen es manche wenigstens noch ein wenig Muskelmasse zu konservieren. Dann gibt es da aber noch Athleten wie Francis Benfatto, an denen der Alterungs- und Abbauprozess regelrecht abzuprallen scheint.
Der Franzose Francis Benfatto begann bereits im Jahre 1974 mit dem Bodybuilding. Eine Zeit, in der Arnold Schwarzenegger am Peak seiner Karriere stand. Acht Jahre später rückte der nun 24-Jährige Benfatto mit dem Gewinn des Mr. France immer mehr in die Aufmerksamkeit der Bodybuilding-Szene und sicherte sich 1987 mit dem zweiten Platz bei den Amateur-Weltmeisterschaften seinen Profi-Titel.
Trotz seines relativ geringen Körpergewichts zwischen 92 und 98 Kilo konnte der klein gewachsene Mann durch seine Symmetrie bei den Kampfrichtern punkten und so zwischen den breiteren Athleten seiner Zeit immer wieder Top-Platzierungen landen. Seinen größten Erfolg feierte der Franzose mit dem sechsten Platz beim Mr. Olympia 1990, bei dem er ebenfalls als bester Nicht-Amerikaner platziert wurde.
Mit dem Aufkommen der Massemonster rund um Dorian Yates und später Ronnie Coleman in den späteren 1990er Jahren konnte der 1,68 Meter große Benfatto jedoch trotz herausragender Symmetrie nicht mehr ganz oben mitspielen und entschied sich nach einem entäuschenden 13. Platz beim Grand Prix von Deutschland 1993 für das vorläufige Ende seiner Karriere. Doch man kann zwar den Bodybuilder aus dem Gym nehmen, aber niemals das Gym aus dem Bodybuilder.
Somit trainierte der pensionierte IFBB Pro weiter mit Herz und Leidenschaft und entschied sich letztendlich 2006 dem Wettkampfgeschehen noch eine Chance zu geben. Beim Australien Grand Prix erkämpfte sich der damals 48-Jährige einen respektablen sechsten Platz. Den Kampf um den Titel machten an diesem Tag aber Ronny Rockel und Lee Priest unter sich aus, wobei der deutsche Athlet am Ende die Nase vorn hatte.
Auch das war allerdings noch nicht das Ende von Francis Benfatto. Mittlerweile als Legende gehandelt, trat er 2012 beim Masters Mr. Olympia als Gastposer auf, wobei sich aufgrund seiner bestechenden Form viele fragten, weshalb er nicht aktiv teilgenommen hat. Den Titel an diesem Tag machten aber am Ende trotzdem wesentlich jüngere Athleten mit deutlich mehr Masse unter sich aus. Gewinnen konnte diesen Wettkampf tatsächlich Dexter Jackson, ein Athlet, der ebenfalls trotz seines hohen Alters bis heute Top-Platzierungen erreicht.
Kürzlich feierte Benfatto seinen 60. Geburtstag und noch immer scheint der Franzose in bestechend guter Form zu sein, von der viele junge Studiogänger nur träumen können. An dieser Stelle muss man ganz klar den Hut ziehen. Man darf gespannt sein, wie sich seine Form in den kommenden Jahren entwickelt!