Es gibt sehr viele Sportler, deren Waden scheinbar einfach nicht wachsen wollen. Der restliche Körper ist gut mit Muskeln bestückt und alles ist gut ausgeprägt. Die Waden hingegen hinken hinterher. Welche Gründe gibt es dafür? Vor allem weil dieses Phänomen so unglaublich oft auftritt. Sind die Sportler wirklich selbst Schuld? Die Antwort auf diese Frage liegt wohl wie immer irgendwo in der Mitte, aber schauen wir uns das Ganze einmal im Detail an!
Problem 1: Die Waden selbst
Mit den Waden gibt es ein Problem: sie haben in der Regel eine recht geringe Rezeptorendichte für Androgene, also entsprechend für Testosteron. Das macht die Sache schon von vornherein schwierig und erklärt auch, warum selbst Sportler, die auf Steroide zurückgreifen, oftmals Schwierigkeiten haben, die Waden wirklich signifikant zu verbessern. Anders als zum Beispiel bei Schultern und Nacken. Hier ist die Rezeptorendichte besonders hoch, was dann auch dazu führt, dass diese Muskeln besonders stark reagieren, wenn mit Steroiden gearbeitet wird. Oftmals sind das die Muskeln, an denen man einen Steroidkonsum am einfachsten ausmachen kann. Athleten, die ganz plötzlich und rasant eine Verbesserung der Nackenmuskeln und der Schultern haben, sind gerne diejenigen, die nicht mehr ganz natural unterwegs sind. Das muss natürlich nicht sein, kann jedoch als Indiz dafür herhalten.
Problem 2: Das falsche Training
Die Waden bestehen aus dem Soleus und dem Zwillingswadenmuskel (Gastrocnemius). Der Zwillingswadenmuskel ist dabei der „fleischige“ Teil der Waden. Also das, was man unter den Waden versteht. Der Teil, auf den die Blicke gerichtet sind. Der Soleus hingegen liegt tiefer und ist oftmals stärker, sodass er einen Teil der Belastung des Trainings abfängt, bevor der Zwillingswadenmuskel, den man eigentlich zum Wachsen bringen möchte, überhaupt genug Intensität abbekommt. Wird der Soleus dann auch noch bevorzugt trainiert, kann es natürlich schwierig werden, das Ungleichgewicht zu beheben. Alle Wadenübungen, bei denen das Knie angewinkelt ist, gehen zum Großteil auf Lasten des Soleus‘. Wer also über schwache Waden klagt, der sollte möglichst wenig Wadenheben sitzend, dafür umso mehr stehend ausführen.
Problem 3: Die falsche Übungsausführung
Schaut man sich das Wadentraining vieler Sportler an, dann ist das fast schon ein Graus. Es handelt sich nämlich häufig weniger um Training, dafür umso mehr um reines Wippen. Genau hier sollte man idealerweise ansetzen. Wer seine Waden wirklich zum Wachsen bringen möchte, der sollte konzentriert trainieren. Die Höchstkontraktion bewusst halten und nicht hineinwippen um sich dann fallen zu lassen, ist der richtige Weg. Auch wenn eine bewusste Verlangsamung der Bewegungskadenz wissenschaftlich betrachtet keinen Sinn ergibt, beim Wadentraining ist das aus der praktischen Erfahrung heraus anders. Einfach weil man damit überhaupt erst einmal bewusst, konzentriert und fokussiert arbeitet. Wer es nicht schafft, die Höchstspannung beim Wadenheben für mindestens eine Sekunde zu halten, der trainiert schlichtweg zu schwer. Das Training wird unproduktiv, denn mehr Gewicht ist nun einmal nicht immer besser. Daran sollte man in jedem Fall arbeiten.
Problem 4: Zu geringe Priorität
Während ein Training für Bizeps oder Trizeps bei einigen Fitness Sportlern gerne einmal 30 Minuten andauert und man mit Liebe zum Detail darüber nachdenkt, welche Winkel man bei den simpelsten Übungen noch bedienen kann, geht man das Wadentraining meist bei Weitem nicht so fokussiert an. Nicht selten werden ein paar Sätze Waden dann eben zwischen zwei andere Übungen hineingeschoben oder man macht sie zum Ende des Trainings hin. Dann muss man sich allerdings auch nicht wundern, wenn die Ergebnisse ebenfalls dürftig ausfallen. Besser wäre es, die Waden zu Beginn eines Training zu quälen. Mit quälen ist in diesem Fall auch wirklich quälen gemeint, denn dadurch, dass die Waden den gesamten Alltag über stark gefordert sind, muss schon ein massiver Reiz von außen kommen, um sie aus dem Gleichgewicht zu stoßen und neue Adaptationen zu erreichen.
Fazit
Ja, es ist nicht ganz einfach die Waden richtig zu trainieren und zum Wachsen zu bringen. Die Tatsache, dass wir ihnen dann aber meist auch noch weniger Beachtung schenken als vielen unserer anderen Muskelgruppen, macht die Sache aber leider nicht besser. Daher sollte man sich bewusst hinterfragen, ob man WIRKLICH alles gemacht hat, um die Waden zum Wachstum zu bewegen oder ob man sich das vielleicht nur eingeredet hat?