Aus dem Gebrauch leistungssteigernder Substanzen wird im Bodybuilding und Powerlifting auf gesteigertem Niveau längst kein Hehl mehr gemacht, obwohl sich natürlich die Frage stellt, ob und wenn ja in welchem Umfang solche heiklen Themen öffentlich diskutiert werden sollten. Auch CrossFit zählt als Hybrid aus den unterschiedlichsten Arten körperlicher Herausforderung definitiv zum Kraftsport, doch über Doping wird verhältnismäßig selten gesprochen. Zumindest in geringem Ausmaß macht Mat Fraser nun aber diesbezüglich eine Ausnahme.
Der US-Amerikaner war zu Gast in einer neuen Podcast-Folge des Joe Rogan Podcast, mittlerweile exklusiv bei Spotify zu sehen und hören, und beantwortete im Zuge dessen mehr als zweieinhalb Stunden diverse Fragen zu verschiedenen Schwerpunkten. Nach nicht einmal zehn Minuten, Mat Fraser erzählte gerade über seine Vergangenheit im Gewichtheben, ging es auch schon direkt heiß her und das Gespräch verlagerte sich in Richtung leistungssteigernde Mittel. Laut Fraser seien die USA eines der wenigen Länder, die im aus Reißen und Stoßen bestehenden Kraftsport komplett dopingfrei antreten würden. Es herrsche daher noch mehr Druck, überlegene Athleten zu entwickeln, weshalb teilweise selbst mit schweren Verletzungen trainiert werden müsse.
Mat Fraser erzählt in diesem Zusammenhang von einem Erlebnis, als der spätere Sieger der Junioren- Weltmeisterschaften, ein Athlet aus Europa, mehr Gewicht habe reißen als er selbst habe stoßen können. Im Nachhinein sollen jedoch alle Medaillengewinner positiv getestet worden sein. Sobald Geld involviert sei, so Fraser weiter, komme Doping ins Spiel. Sogar im Eiskunstlauf, worin seine Eltern Teilnehmer bei den Olympischen Spielen 1976 waren, habe es damals unzählige Nationen gegeben, die gedopt hätten, ohne es zu verstecken. Insgesamt habe die ganze Diskussion über sogenannte PEDs („performance enhancing drugs“) etwas Groteskes an sich, denn während manche behaupten würden, der Konsum derselbigen stelle die tragende Säule des Erfolgs dar, seien wiederum andere der Ansicht, es gehe lediglich um die richtigen Trainingstechniken.
Im Hinblick auf Doping im CrossFit erwähnt Mat Fraser ein Fallbeispiel:
„Gegen den einen Typ, der bei den CrossFit Games auf dem Podium stand und dann erwischt wurde, trat ich sechs oder acht Monate vorher an. Bei jenem Event konnte er im Reißen 260 bis 265 Pfund bewältigen. Bei den Games tauchte er dann auf und brachte 290, fast sogar 300 in die Wertung. Danach meinte er, die Medikamente hätten damit nichts zu tun. Ich konnte das natürlich nicht glauben.“
Höchstwahrscheinlich spricht Fraser hier von Ricky Garard, der 2017 im Rahmen der Reebok CrossFit Games den dritten Platz belegte und später wegen der verbotenen Einnahme von SARMs disqualifiziert wurde. In diesem Beispiel habe es sich auch nicht um einen Anfänger gehandelt, der in einer so kurzen Zeit derartige Leistungssprünge eventuell hätte erreichen können.
Wie Mat Fraser erklärt, werde sowohl im Gewichtheben als auch im CrossFit auf Doping getestet. Dennoch unterscheiden sich die Vorgehensweisen maßgeblich voneinander. Im Gewichtheben beispielsweise gebe es deutliche strengere Regularien und die Betrugschancen seien um einiges geringer, da die Kontrollen unangekündigt sowie spontan und demnach überraschend passieren.
Anders sei es beim CrossFit, denn hier werde die Analyse einen Tag vorher angemeldet. Das würde dem fünfmaligen Champion der Reebok CrossFit Games zufolge die Möglichkeit eröffnen, verbotene Stoffe zu maskieren oder aus dem System zu bekommen. Zumindest müsse man davon ausgehen, sofern ein gedopter Athlet sein Handwerk verstehe.
Alles in allem ist der Joe Rogan Podcast mit Mat Fraser durchaus hörenswert. Wer sich ausschließlich für die Doping-Thematik interessiert, sollte zwischen Minute zehn und 20 einschalten. Der athletische Tausendsassa hat erst kürzlich seinen Rücktritt vom professionellen Sport bekannt gegeben, nachdem er die Reebok CrossFit Games über Jahre hinweg mit einer Dominanz gewinnen konnte, wie sie ihresgleichen sucht.
Gern mehr Crossfit!!!
Top Arbeit hier!!!