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Bodybuilder packt aus: „Warum ich von heute auf morgen mit Steroiden aufgehört habe!“

Bei diesem Artikel handelt es sich um eine Übersetzung, die im Original von Scott Abel stammt und für T-Nation verfasst wurde. Scott wurde 1961 geboren und ist ehemaliger Wettkampfcoach und mehrfacher Buchautor. Mit seinem Wissen und seinen Erfahrungen der letzten vier Jahrzehnte arbeitet er als Trainer und Ernährungsberater, um auch anderen Menschen dabei zu helfen, ihre Gesundheit zu verbessern und ihren Körper nach ihren Vorstellungen zu formen.

Jahrelang war der Gebrauch und Missbrauch von Steroiden und anderen leistungssteigernden Mitteln im Bodybuilding ein Thema, über das nur hinter vorgehaltener Hand gesprochen wurde. Zwar war den meisten Zuschauern und Fans stets klar, dass die großen Jungs ein wenig mehr Mittelchen verwenden als der übliche Studiogänger zur Verfügung hat, doch selbst heute, wo Testosteron, Trenbolon und Co. sogar den meisten interessierten Hobbyathleten ein Begriff sind, ist es doch immer wieder erstaunlich, wenn ein ehemaliger Profi auspackt. Über die Schattenseiten des „Stoffens“, wie man den Umgang mit derartigen Substanzen umgangssprachlich nennt, reden allerdings nur wenige. Heute hören wir jedoch die beeindruckende Geschichte von Scott Abel, der detailliert seine Entscheidung offenlegt.

Eine Geschichte, die erzählt werden muss

Einige Dinge mussten passieren, um mich dazu zu bringen von heute auf morgen mit den Steroiden aufzuhören. Das letzte davon war, dass vier Typen in mein Haus eingebrochen sind und mir und meinem Hund eine Pistole an den Kopf gehalten haben, aber dazu komme ich später. Ich kenne mindestens zehn Personen, die jung gestorben sind aufgrund des Gebrauchs und Missbrauchs von Medikamenten zum Zwecke des Bodybuildings. Ich kenne zahllose weitere Leute, deren Leben ruiniert wurden oder anderweitig negativ beeinflusst wurden.

Dann habe ich Bekannte, die Herzinfarkte oder milde Schlaganfälle hatten. Sie hatten Glück, diese Warnsignale ihrer Körper überlebt zu haben und trotzdem haben sie nichts dagegen unternommen. Sie spielen das Spiel immer weiter. Ich kenne auch viele Frauen, bei denen die leistungssteigernden Mittel als Einstiegsdroge zu härten Dingen dienten und nur die glücklichen von ihnen machten einen Entzug.

Manche von ihnen nahmen Kokain, oder schlimmer Methamphetamin, um für die Bühne in Form zu kommen. Es ist eines der am besten gehüteten Geheimnisse des Frauenbodybuildings. Es läuft mir kalt den Rücken herunter, wenn ich dieselben Leute in den sozialen Medien sehe, wie sie ihre Wettkampferfahrung glorifizieren und dabei den Eindruck erwecken wollen, wie gesund das alles war.

Aber ich kenne die Risiken von Steroiden und anderen leistungssteigernden Mitteln auch aus meiner eigenen Erfahrung. Es ist eine Geschichte, die ich bisher nur wenigen erzählt habe.

Raus aus der geisteskranken Szene

Es begann bei einem Profiwettkampf, auf dem ich einen Gastauftritt hatte. Die Teilnehmer redeten über nichts als ihren Medikamentenmissbrauch. Einer von ihnen humpelte. Ich schaute mir seine Beine an und entdeckte ekelhaft aussehende Stellen an seinem Oberschenkel. Er sagte, er habe Site-Injections an seinem Vastus lateralis durchgeführt in der Hoffnung, den Schwung in seinen Beinen zu verbessern. Das war nur eines der dämlichen und ekelhaften Dinge, die ich an diesem Abend gesehen habe, und es ließ mich realisieren, wie sehr das Bodybuilding abgeglitten ist.


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Das war für mich der Anlass zu sagen, dass ich mit der Hardcore-Welt abschließe. Ich sollte eigentlich kurz vor der Pause einen Stand aufbauen und dort Autogramme signieren, aber stattdessen nahm ich meine Sachen und verschwand durch die Hintertür. Ich wollte nie wieder ein Teil dieser Welt sein.

Weiterhin trainierte und coachte ich Wettkampfathleten und das machte ich auch für die nächsten paar Jahre. Aber ich selbst war fertig mit dieser Szene. Der Lifestyle, in den ich mich festgebissen hatte und für den ich so fanatisch brannte, schien verschwunden zu sein. Doch auch wenn ich fertig war mit dem Hardcore Bodybuilding, war das Hardcore Bodybuilding noch nicht fertig mit mir und so nahm ich weiterhin leistungssteigernde Mittel wie anabole Steroide.

Eine Knarre am Kopf

Zur gleichen Zeit trainierte ich in einem sehr gut ausgestatteten Hardcore Gym. Ich mochte die Atmosphäre dort sehr. Old-School wohin man sah. Es gab dort eine Handvoll Jungs, die mich bei schweren Sätzen oft gespottet haben, zum Beispiel wenn ich 75 Kilogramm schwere Kurzhantel zum Schrägbankdrücken umsetzen musste. Ein paar von ihnen hatten ihren Spind in der gleichen Ecke wie ich und sie waren immer freundlich zu mir. Man sagte ihn nach, dass sie Mitglieder eine Biker-Gruppe waren oder mit ihnen zusammenhängen, aber das war für mich egal. Ich trat den Leuten immer so gegenüber, wie sie mir gegenüber traten.

Eines Tages fragten mich zwei dieser Jungs nach einem Coaching, aber sie wollten nicht, dass wir einen Formcheck im Gym machen. Stattdessen fragten sie mich, ob wir ihn bei mir zu Hause durchführen könnten und dass vielleicht ein paar Freunde ebenfalls Interesse hätten. Ich stimmte ein und wir verabredeten uns bei mir zu Hause, damit ich sie mir genauer ansehen konnte und wir mit dem Coaching beginnen konnten. Sie kamen zu viert und zunächst dachte ich „Super, vier neue Kunden auf einmal. Das ist eine Menge Geld.“

Ich nahm sie mit runter in mein Büro und dann hielten sie mir eine Pistole an den Kopf. Noch schlimmer, einer von ihnen nahm meinen Hund Hooch und hielt ihm ebenfalls eine Schusswaffe an den Schädel. Sie waren da, weil sie dachten, ich hätte einen großen Vorrat an Steroiden daheim, den sie mir wegnehmen könnten. Und die Wahrheit ist, ich hatte tatsächlich ein paar Anabolika zu Hause. Sie nahmen so ziemlich alles mit, was ich hatte. Auch Bargeld und alles, was für sie wertvoll aussah, verschwand aus meinen vier Wänden.


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Eine fettes, aufgedunsenes Wrack

Direkt im Nachgang an diesen Einbruch erlitt ich eine fiese körperliche Stressreaktion. Meine Finger und Zehen schwollen and und taten weh. Fast sofort entwickelte ich etwas, das als „Mondgesicht“ bekannt ist. Ich sah aus wie jemand, dessen Gesicht von einer Biene gestochen wurde und eine allergische Reaktion hatte. Auch mein Bauch blähte sich stark auf. Vorher war ich in sehr guter Form, sogar ziemlich „ripped“, doch innerhalb von ein paar Stunden sah ich aus wie ein körperliches Wrack.

Ich ging direkt zu meinem Arzt und ließ mir Diuretika sowie ein Beruhigungsmittel verschreiben. Er führte auch ein paar Bluttests durch. Wenig später bekam ich einen Anruf, dass in die Praxis kommen soll, um über die Ergebnisse zu sprechen. Das ist nie ein gutes Zeichen. Ich werde nie vergessen, was er zu mir gesagt hat: „Lass‘ es mich so ausdrücken. Ich habe einen Patienten, der über 60 Jahre alt ist und bereits vier ernsthafte Herzinfarkte hatte. Seine Blutwerte sehen besser aus als deine.“ Diese Aussage war wie ein Tritt in die Magengrube. Ich war angewidert von mir selbst, dass ich meinen Körper so behandeln konnte, während ich mir einredete, dass es ein Teil der „Fitness-“ Industrie sei.

Ich redete mir sogar ein, dass ich vollkommen gesund sei. Ich fühlte mich schuldig, dass ich so nah an einer Gruppe von Personen war, sie nach Hause einlud und sie mir dann eine Schusswaffe entgegen richteten. Das war’s, ich hatte genug davon, genug von all dem. Kein Ausschleichen, keine Bewusstmachung oder irgendwelche der mentalen Übungen, die ich anwenden könnte, um meinen Steroidmissbrauch zu rechtfertigen. Ich hörte einfach von heute auf morgen abrupt auf, als ich die Arztpraxis verließ.

Das Nachspiel

Innerhalb von acht Wochen ohne Steroide kehrten meine Blutwerte in normale und gesunde Bereiche zurück und nach zwölf Wochen waren sie sogar noch besser. Als der Arzt nach 20 Wochen auf meine Analyse schaute, gab er zu: „Ich hätte das nie geglaubt, wenn ich es nicht selbst gesehen hätte! Deine Blutwerte sehen aus wie die eines gesunden Mannes in seinen 20ern!“

Wie man sich denken kann, nahm auch meine Muskelmasse langsam, aber sicher ab. Dennoch erlaubte es mir mein Wissen auf dem Gebiet der Körperveränderung, immer noch wie ein Typ auszusehen, der weiß, wovon er spricht.

Scott Able zu seiner Hardcore Zeit (links) und heute, ca. 15 Jahre später (rechts).

Ich habe mich seit Jahren nicht mehr gewogen. Ich glaube einfach nicht an die Zahlen auf der Waage, aber ich schätze, ich habe um die 20 Kilogramm verloren. Ich ging von Größe 4Xl oder 5XL auf XXL runter und manchmal trage ich sogar nur XL. Heute führe ich überwiegend ein Ganzkörpertraining aus und das funktioniert gut für mich.

Auch mein Coaching hat sich verändert. Heute arbeite ich mit einer völlig anderen Zielgruppe zusammen. Normale Menschen, die realistische Ziele haben. Ich wurde außerdem Bestseller-Autor und habe zahlreiche Onlinekurse für Körperveränderung und Gewichtsverlust kreiert.

Ich habe kein Interesse mehr daran, Bodybuilder zum Sieg zu trainieren, und der Teil in mir selbst liegt hinter mir. Ich habe auch sicherlich nicht die Absicht, jemals wieder leistungssteigernde Mittel zu nehmen. Ich werde lieber mein ganzes Leben den Old-School Bodybuilder Lifestyle leben, aber ohne die Medikamente. Dennoch befürchte ich, dass Leute, zu viele Leute, meine Message nicht verstehen.

Die Skeptiker sind entweder tot oder sterben

Als ich es öffentlich machte, das ich auf Steroide verzichte und diese Phase eines Lebens hinter mir lassen werde, zerrissen sich einige Menschen das Maul darüber. Zwei ehemalige Kunden sagten sogar Dinge, wie „Ja, richtig, sobald er anfängt zu schrumpfen, ist Abel sofort wieder dabei. Er kann damit bestimmt nicht umgehen, körperlich einzufallen!“

Der einzige Grund, weshalb ich diese beiden Kunden erwähne ist, dass sie beide mit Mitte 40 starben. Einer von ihnen fiel im Gym einfach um und ließ Frau und drei junge Töchter zurück. Der andere von ihnen war Greg Kovacs, von dem niemand im inneren Kreis der Bodybuilder ohnehin je dachte, dass er ein langes Leben haben würde.


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Tatsächlich habe ich aufgrund seines wahnsinnigen und unkontrolliertem Drogenmissbrauchs aufgehört, Greg Kovacs zu trainieren, und ihn als Kunden gestrichen, aber diese beiden Typen zu erwähnen ist wichtig, da sie ihre eigenen Ängste des „Schrumpfens“ auf mich projizierten. Ich wünschte, sie wären noch am Leben, um diesen Ängsten ins Gesicht zu sehen, aber wer sie kannte weiß, dass das nie passieren würde.

Vor einigen Wochen bekam ich eine E-Mail von einem ehemaligen Klienten, der früher an Wettkämpfen teilnahm. Er wollte wissen, wie ich in der Lage war, natural zu werden, nachdem ich „ein aufgepumptes Biest war, der am Olympia hätte teilnehmen können.“ Er wollte wissen, wie schwer es mental für mich war, Muskelmasse zu verlieren. Er wollte wissen, ob mich das Ganze psychisch belastet hat. Auch er projizierte seine Unsicherheiten auf mich. Aber das Verrückte war, er erlitt gerade seinen zweiten Herzinfarkt.

Er ist gerade einmal 50 Jahre alt. Ihm wurde geraten, die Steroide abzusetzen, wenn er nicht einen weiteren Herzanfall erleiden wolle, aber er wollte auch, dass sich ihm sage, dass es irgendeinen Weg gibt, weiter Steroide zu nutzen und trotzdem die Gesundheit zu verbessern. Doch er hatte die Antwort bereits: Setz‘ die Steroide ab. Er wollte sie nur nicht akzeptieren.

„Wettkampfbodybuilding“ und „Gesundheit“ sind gegensätzliche Begriffe

Wenn Leute auf mich zukommen und mich über die Risiken von Steroiden fragen, kann ich sie ihnen aus erster, zweiter, dritter Hand und so weiter aufzählen und je länger man sie nimmt, desto größer werden die Risiken. Bei jeder anderen Droge ist das genau so, ganz zu schweigen von mehreren Drogen gleichzeitig. Stell‘ dir vor, du nimmst eine ganze Schachtel Paracetamol, weil du Kopfschmerzen hast und das jeden Tag. Kannst du diese Strategie sinnvoll begründen? Leider ist es genau das, was viele Steroidnutzer versuchen.

Die mentale Rechtfertigung, die sich viele von ihnen im Kopf zusammenspinnen, geht über mein Verständnis hinaus. Sie biegen und dehnen Fakten und Werte, nur um Dinge zu sagen, wie „Ja, ich hatte ein Herzproblem, aber die Forschung sagt, es waren nicht die Steroide. Sie können nicht schuld sein!“

Es geht sogar so weit, dass es für mich persönlich widersprüchlich erscheint, „Wettkampfbodybuilding“ und „Gesundheit“ in einem Satz zu verwenden oder sogar das Wort „Fitness“ und „Wettkampfbodybuilding“. Am schlimmsten ist jedoch, dass die Mitglieder dieser Industrie durch die Lüge, es gebe keine großen Konsequenzen, wenn man massive Dosen von illegalen Drogen zu sich nimmt, mit zu all dem beigetragen haben. Das ist alles andere als verantwortungsbewusst. Meiner Ansicht nach ist das sogar völlig fahrlässig. Doch wie üblich werden das manche von euch verstehen und andere wiederum nicht.


Primärquelle: t-nation.com/pharma/why-i-quit-using-steroids

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1 Kommentar

  1. Ich bewundere diesen Mann…Es müsste mehr von ihnen geben..Mein Respekt über so viel Ehrlichkeit und Selbstkritik….

    Hochachtungsvoll
    Andre Borisov

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